Wie jedes Jahr blicken wir tief in die Kristallkugel, um die neuesten Kreuzfahrttrends für das neue Jahr herauszufiltern.
Dieses Jahr ist alles anders. Nach der beispiellosen Einstellung von Kreuzfahrten und Reisen aufgrund der globalen Pandemie und der ebenso beispiellosen Wiederaufnahme des Betriebs im Jahr 2021 und Anfang 2022 hat sich die Kreuzfahrten-Landschaft für immer verändert.
Reisende buchen Kreuzfahrten anders als in der Vergangenheit. Sie segeln zu unterschiedlichen Jahreszeiten zu unterschiedlichen Zielen. Sie schauen sich verschiedene Schiffe und verschiedene Kreuzfahrtlinien an, Wunschzettel-Reisen und Mehrgenerationenreisen sind beliebter sind als je zuvor.
Kleine Kreuzfahrtschiffe sind das grosse Geschäft
In den vergangenen Jahren sahen wir mehrere Reedereien, die kleine Schiffe vom Stapel liessen, die viel mehr wie persönliche Yachten als wie Kreuzfahrtschiffe aussehen – und sich auch so anfühlen. Diese Schiffe haben einen luxuriösen Ansatz, der personalisierte Räume und Service betont, und er erweist sich bei Kreuzfahrtschiffen als Hit. (Tatsächlich wurde die Emerald Azzurra, die 2022 auf den Markt kam, gerade bei den jährlichen Editors‘ Picks Awards von Cruise Critic als bestes neues Luxusschiff ausgezeichnet.)
Mit weiteren Kreuzfahrtyachten am Horizont von Unternehmen wie Scenic, Emerald und Four Seasons – letztere wird eine spektakuläre Suite in den Schornstein des Schiffes integriert haben – erwarten wir, dass auch einige Luxuskreuzfahrtlinien in den Yachtbereich vordringen werden.
Es sind nicht nur Yachten: Expeditionskreuzfahrten sind brandaktuell. Früher eine Nische bei den Kreuzfahrten, geben die Menschen nun viel Geld für Wunschzettel-Reisen zu Zielen aus, die perfekt für Expeditionsschiffe aller Formen und Grössen geeignet sind, von der Arktis und Antarktis bis nach Alaska, Süd- und Mittelamerika sowie nach Island, Grönland und Kanada.
Flusskreuzfahrten explodierten vor etwas mehr als einem Jahrzehnt im grossen Stil; wir glauben, dass 2023 das Jahr der kleinen Schiffe wird.
Die Renaissance des Last-Minute-Schnäppli
Die herkömmliche Kreuzfahrtweisheit besagt, je früher Du eine Kreuzfahrt buchst, desto besser ist der Preis, den Du Dir sicherst. Und obwohl an diesem Mantra immer noch etwas Wahres ist, bekommt der frühe Vogel nicht immer den Deal. Last-Minute-Angebote werden immer häufiger und verlockender, beobachtet man die Preisentwicklung.
Dies betrifft nicht nur die Mainstream-Reedereien: Fluss-, Luxus- und sogar Expeditionsrouten bieten häufiger denn je Incentives und Vergünstigungen – und das oft für kurz vor der Abfahrt stehende Kreuzfahrten.
Vergünstigte Angebote werden auch häufiger als in den vergangenen Jahren angeboten, und Du kannst Tausende von Franken sparen – schau Dir einfach auch Angebote in der Zwischensaison an, um zu sehen, was wir meinen.
Wenn Du weit im Voraus buchst, erhältst Du möglicherweise die gewünschte Kabine, aber mit etwas Flexibilität kannst Du wirklich eine Menge sparen, indem Du Dich einfach zurücklehnst und wartest, bevor Du buchst.
Kreuzfahrten nahe der Heimat liegen voll im Trend
Ein positiver Aspekt der Pandemie ist, dass Menschen ihren eigenen Hinterhof entdecken. Kein Fliegen, kein Wechseln der Währung (grösstenteils) und die Möglichkeit, Ecken Deines Nachbarlandes zu entdecken, von denen Du nicht einmal wusstest, dass sie existieren.
Auslöser eines Teils dieses Trends ist die Luftfahrtindustrie, die 2022 beispiellose Verspätungen, Massenstornierungen, Streiks und Schliessungen erlebt hat, ein Sommer, in dem Flughäfen und Fluggesellschaften kritisch unterbesetzt waren, ein Winter, der von rekordverdächtigen Stürmen und Kälte geprägt war in weiten Teilen Europas, Grossbritanniens und Nordamerikas. Niemand möchte elf Stunden im Flugzeug festsitzen, sein Gepäck verlieren oder tagelang in einer fremden Stadt hausen.
Das ganze Jahr über sassen wir in Basel, Genf, Frankfurt, Düsseldorf, Miami, Dallas, Quito und anderen Flughäfen auf der ganzen Welt fest. Wir haben so oft Gepäck verloren, dass wir Apple AirTags feierten, und ewige Flugverspätungen, Annullierungen und Umleitungen haben uns dazu veranlasst, über die neun besten Gründe nachzudenken, eine erdgebundene Kreuzfahrt-Anreise in Betracht zu ziehen.
Du wohnst nicht in der Nähe eines Hafens? Der FlixBus oder die Bahn sind jetzt Deine zuverlässigen, wenn auch etwas langsamen Freunde. Wie auch immer: Kreuzfahrten ab unseren Nachbarländern oder ab Basel sind gekommen, um zu bleiben.
Länger und weiter reisen
Reisende buchen längere und entlegenere Kreuzfahrten, da die Menschen nach zwei Jahren des Zuhausebleibens erkannt haben, dass die Zeit knapp ist, um die Ziele auf der Wunschliste abzuhaken. Das hat zu einem allgemeinen Umsatzanstieg geführt, wobei fast jede Kreuzfahrtlinie im vergangenen Jahr Rekordbuchungsereignisse meldete.
Und seien wir klar: Wir sprechen hier nicht nur von Weltreisen. Leute, die früher nur eine drei- oder viertägige Kreuzfahrt in Betracht zogen, buchen jetzt einwöchige Kreuzfahrten. Leute, die einwöchige Kreuzfahrten unternahmen, buchen mehrwöchige Kreuzfahrten. Auf Kreuzfahrten im Mittelmeer, nach Alaska, und auf Transreisen trafen wir mehr als ein Paar, das vorhatte, einen Monat – oder länger – an Bord desselben Schiffes zu verbringen.
Kleiderordnung? Eher ein Vorschlag.
Seien wir ehrlich: Niemand will sich mehr vorschreiben lassen, wie man sich zu kleiden hat. Sogar Luxusmarken wie Seabourn beginnen, ihre Kleiderordnung zu lockern, um in der Realität anzukommen, wobei Jeans an informellen Abenden in allen Restaurants erlaubt sind. (Was bedeutet ein Dresscode wie „Country Club Casual“ heutzutage überhaupt?)
Während alle Mainstream-Reedereien die strengen Kleidervorschriften weitgehend fallen gelassen haben, waren Virgin Voyages der Wegweiser, indem sie eine Komm-wie-Du-bist-Mentalität fördert, egal welcher Abend es ist. Sogar Cunard Line – seit langem bekannt für deren formelle Abendgarderobe – hatte dies bei unserer Atlantiküberquerung in 2022 merklich gelockert.
Und seien wir klar: Du kannst immer noch alle Outfits mitbringen. Wir finden, dass es mehr Spass macht, den Leuten zuzusehen, wenn jeder seinen persönlichen Flair zeigt, anstatt sich in eine Form zu wursten.
Mehr nachhaltige Landausflüge
Reedereien werben seit fünf Jahren für ihre Nachhaltigkeitsbemühungen auf ihren Schiffen. Neu ist, dass immer mehr Linien Ausflüge und Touren anbieten, die sich auf Nachhaltigkeit an Land konzentrieren. Oceania hat zum Beispiel eine ganze Palette von Touren in Europa, die sich speziell auf grüne Initiativen konzentrieren. Wir haben das in Tallin ausprobiert, wo wir uns in einem vollständig biologischen und nachhaltigen Restaurant ausserhalb der touristischen Altstadt verwöhnen liessen.
MSC investiert auch viel in den Umweltschutz auf seiner Privatinsel Ocean Cay Marine Reserve. Demnächst im Paradies der Bahamas: Ein Naturschutzzentrum, in dem Gäste die laufende wissenschaftliche Forschung verfolgen können, welche die Kreuzfahrtlinie finanziert, um Superkorallen zu entwickeln, die höheren Meerestemperaturen standhalten können.
Mocktails und Säfte erhalten mehr Platz auf der Speisekarte
Kreuzfahrtschiffe haben einen einigermassen verdienten Ruf als Orte, an denen man sich endlos alkoholische Getränke reinkippen kann (hey, Du bist nicht der Käptn, also warum nicht Gas geben?). Auf vielen Mainstream-Reedereien wie Royal Caribbean, Carnival und Norwegian ist es jetzt durchaus möglich, köstliche Bar-Getränke mit exotischen Zutaten zu geniessen. Auch Saftbars haben sich von einem Randangebot im Gesundheitscafé zu einem Platz an den Hauptbuffets entwickelt.
Kabarett-Unterhaltung auf dem Vormarsch
Abendessen und eine Show sind der altbewährte Abendablauf auf Kreuzfahrtschiffen. Aber wir stellen fest, dass sich das nun ändert (nicht nur auf kleinen Schiffen, die nicht immer den Platz für grosse Shows hatten). Mega-Schiffe betonen weniger grosse Shows, die für alle passen, mit kleineren Veranstaltungsorte und intimeren Acts. Die Wiederbelebung des Eden von Celebrity Cruises ist ein Vorbote dieses Trends, aber wir haben auch gesehen, wie Kabarettshows auf den Schiffen der MSC Evo-Klasse Seashore und Seascape sowie auf Virgin Voyages, wo Drag-Shows in den Nachtclubs angesagter sind als die Vorführungen im Haupttheater.
Besseres Bord-Internet als je
Wir sagen es jedes Jahr: Internet an Bord wird besser. Und zum grössten Teil übertreiben wir nicht mal. Das Internet wird von Jahr zu Jahr besser. In 2023 wird es sich aber sprunghaft verbessern, teilweise aufgrund neuer Partnerschaften mit Elon Musks Starlink-Satelliteninternet. Eine Reihe von Kreuzfahrtreedereien haben sich bereits für den SpaceX-Dienst angemeldet, darunter Royal Caribbean, Celebrity, Silversea und Hurtigruten. Tummelt man sich auf Youtube, trifft man auf immer mehr Menschen, die vom Kreuzfahrtschiff aus arbeiten. An Bord bist Du also zunehmend in Verbindung, selbst an notorisch schwierigen Orten wie der Antarktis und in Alaska.
(Quelle: Cruise Critic)